Autor: Uli

Wie geht’s im Alltag? – Bestandsaufnahme im Frühjahr 2019

Das werde ich ja oft gefragt. Im Allgemeinen: gut! Ich kann alles machen: Nach sieben Monaten im Rekonvaleszenzmodell bin ich jetzt wieder ganz im Arbeitsprozess drin. Die aufbauenden Schritte haben mich immer wieder Mut gekostet, ich habe immer wieder die belastende Diskussion „Schaffe ich das?“ mit mir geführt. Es hat geklappt und ich bin sehr stolz darauf, diese Monate ohne Einschränkungen gut hinbekommen zu haben. Einschränkungen in der Bewegung gibt es, aber man sieht sie nicht. Ich versuche, mich beim Tragen schwerer Sachen und schwererer Arbeit, z.B. im Garten, heraus zu halten – und hoffe, dass ich da bald wieder mittun kann. Hier fehlen mir noch Kraft und Koordination und ich bin in Gefahr, mir durch verkehrte Bewegungen Schmerzen einzuhandeln. Endlich macht mir Fahrrad fahren wieder Spaß! Ich war in Sorge, denn ich bin mein Leben lang auf dem Fahrrad gesessen – dass das wegen Nackenschmerzen nicht mehr möglich sein könnte. Aber es liegt wirklich am Aufbau der Stützmuskulatur einerseits, aber auch an der feinen Koordination vieler Gleichzeitigkeiten, die ich jetzt wieder leisten kann. Bis …

Schneeschuhwandern im Trentino

Eine Woche im Trentino – Schneeschuhwandern mit einer Gruppe des DAV-Summit-Club. Ein ganz besonderes Schneegefühl, es ist ganz still. Im Gänsemarsch dem Bergführer hinterher zu schlurfen ergibt einen schönen Rhythmus und macht den Kopf frei. Es wird nicht viel geredet und die Bergwelt strahlt in der Sonne. Dazu nette Menschen, ein kleines Hotel mit Sauna und köstliches Essen – eine herrliche Winterwoche!

Störfaktoren

Diesem Aspekt möchte ich nicht viel Platz einräumen. Jeder kennt zigtausend Stolpersteine, die die Sicht nehmen und den Blick nach vorne hemmen. Ich auch und ich durfte sie auch durchleben … Das Gefühl, das Leben saust an dir vorbei, alle lachen, nur du nicht. Sich mit negativen Inhalten auseinandersetzen müssen: Dein Arbeitgeber will dich pensionieren.  Deine finanzielle Situation könnte ganz aus dem Ruder laufen. Deine sowieso miese Lage wird von „Außen“ beurteilt und bewertet. Du fühlst dich als Bittstellerin. Die Veränderung von Beziehungen:  Du merkst, es gibt Menschen, die mit deinen Veränderungen nicht zurechtkommen.  Es gibt Verunsicherungen, unpassende Fragen, Mitleid, die gemeinsame Sprache funktioniert nicht mehr.

Über die Haltung zur eigenen Heilung: Agentin der eigenen Gesundheit

Vor vielen Monaten – Unfall und Nervenverletzung liegen beinahe zwei Jahre zurück – bat mich Dr. Mosetter, der Begründer der Myoreflextherapie, um einen Beitrag über meine Haltung zur eigenen Heilung. Nun kann ich darüber sprechen. Meine Heilung ist weit fortgeschritten. Die Innervierung meines verletzten Nervs ist noch in Bewegung. Meine Schulter ist deutlich zentrierter im Schultergelenk, spürbar bei allen Bewegungen. Meine Schulterblätter arbeiten symmetrischer. Es darf gerne noch weitergehen. Doch fühlen sich Bewegungen „normaler“ und alltagstauglicher an. Ich verstehe auf allen Ebenen, was ich hinter mir habe. Das war ein existentiell bedrohliches Ereignis. Schock, Schmerz, Angst, Schlaflosigkeit. Aus dem Leben katapultiert sein. Die eigene Aktivität auf ein Minimum reduziert. Auf Hilfe angewiesen. Sorge um die Zukunft. Leben ohne Beruf. Das Gefühl des eigenen Verschwindens war immer wieder sehr stark. Wer bin ich noch, wenn ich nichts mehr bewegen kann? In meiner beruflichen Tätigkeit als Lehrerin für Kinder und Jugendliche mit schwersten Mehrfachbehinderungen stand der Begriff der „Selbstwirksamkeit“ an zentraler Stelle. Plötzlich musste ich nach meiner eigenen Selbstwirksamkeit fragen. Gott sei Dank, es ist nicht so …

Über Grenzen gehen

Ein besonderer Tag war die Wanderung zur „Portella Blanca“, denn dort überschreitet man auf 2517 m die Grenze zwischen Frankreich, Andorra und Spanien. In Spanien wurden wir netterweise zuerst von den wilden Kühen, dann von Gewitter empfangen. Dem Gießkannenregen am Abend sind wir gerade noch entronnen, das Taxi kam zum richtigen Moment.

Der Chemin des Bonshommes

Umwerfend ist die wilde Natur der Pyrenäen, vor allem in den Höhen über 2000 Metern. Man trifft nur selten auf andere Wanderer, manchmal auf Familien mit Esel und Kindern. Öfters trifft man Kühe. Meist ging alles gut, einmal wurden wir von einer 40-hörnigen verrückt gewordenen Herde verfolgt, das war nicht so lustig. Große und kleine Stiere sitzen immer wieder am Wegesrand … Ich hatte viel darüber nachgedacht, ob es mit dem Tragen des Rucksacks gut geht. Mit Wasser und Essen hatte ich auch ca. 7 Kilo. Es klappte prima!

Über die Pyrenäen nach Spanien

So lange hatte ich jeden Tag über diese Aufgabe nachgedacht, fast hätte ich mich nicht getraut, die Reise zu buchen. Mein Mann und ich haben die „Komfortvariante“ gewählt, geplant von einer französischen Agentur, und uns die Fernwanderung „Le Chemin des Bonshommes“ mit Gepäcktransport und Doppelzimmer-Übernachtung geleistet. Alles Weitere macht immer noch genug Arbeit! Ich habe wirklich trainiert, so groß war mein Respekt vor der Tour. Tagesetappen von bis zu 24 km und täglich ca. 1000 Höhenmeter hoch und genauso viel wieder runter!

Sommer 2018: Herausforderungen

Eineinhalb Jahre nach dem Unfall: Was hat sich über den Sommer getan? Eine spannungsreiche Etappe zog sich über einige Monate hin: Die Frage meines Wiedereinstieges in den Beruf. Das entscheide nicht einfach ich. Es besteht ja bei Lehrerinnen die berechtigte Frage, ob sie die Aufsichtspflicht wahren können, bestimmte Voraussetzungen im Zusammenhang mit körperlicher Fitness und Durchhaltevermögen müssen erfüllt sein. Es waren verschiedene Instanzen im komplizierten Spiel beteiligt, meine Diskretion erlaubt, zu verraten, dass ich auch einen Anwalt beschäftigt habe. Die Kommunikation mit dem Arbeitgeber war nicht immer gelungen, Kontakt zu empathiefreien Personen gab es auch … Aber ich hatte auch stabilen Rückhalt, zum Glück! Über längere Zeit war unklar, wann ich beginnen sollte, im Juli oder doch mit dem neuen Schuljahr nach den Sommerferien? Und plötzlich lag der Juli „leer“ vor mir – kurzfristig erfuhr ich, dass mein Arbeitsbeginn im September sein sollte. Dringend brauchte ich eine Herausforderung, ich wollte es wissen: Die Bestätigung meiner „Alltagstauglichkeit“. Ich bin deshalb alleine nach Italien gefahren, eine Woche Intensiv-Sprachkurs. Habe allein meinen Koffer durch den Zug gewuchtet, mich …