Alle Artikel in: slider

Im September machte ich vier Ärzte (und mich) glücklich

Mein Handgelenk war stabil! Dabei kann ich nicht einmal sagen, wann „es“ passiert ist. Man sieht sich ja auch nicht beim Haare wachsen zu. Irgendwann ging es eben. Dann gab es viele „erste Male“: Mit zwei Besteckteilen essen, mit zwei Händen Haare waschen, mit zwei Händen Gesicht eincremen, rechts die Tasse greifen, … In der KGG habe ich Nordic Walking gelernt und konnte mit beiden Stöcken umgehen. Ende September wurden die Platte und die Schrauben operativ entfernt. Danach hatte ich wieder mit dem langen Schnitt und der Narbe zu tun.

Weitergehen, nach vorne schauen, auf das Gute hoffen

Durch dieses große Glück und das Erleben mentaler Stärke veränderte sich meine Einstellung. Mittlerweile hatte ich in meiner Nähe eine Handtherapeutin gefunden. Die Schiene trug ich nur noch selten, viel lieber hatte ich meinen fantastischen Tapeverband. Termine bei einer tollen Osteopathin habe ich auch bekommen. Ich widmete mich ganz stark meinen Aufgaben aus der Therapie. Weil ich nun mobiler geworden war, spürte ich deutlich eine Veränderung in der Bewegung: Ich war unsicherer geworden, wackeliger, ich fühlte mich sehr schief, ich hatte Schwierigkeiten in der Balance und am ganzen Körper Muskelmasse verloren. Ich war sehr viel zu Fuß unterwegs, aber auf meinen gewohnten Sport und meine Alltagsbewegung hatte ich ja monatelang verzichten müssen. Da erfuhr ich, wieder im Gespräch mit den Therapeuten, dass es „Krankengymnastik an Geräten (KGG)“ auf Rezept gibt. Das war fantastisch. Seit Juli, zunächst zweimal wöchentlich, kann ich wieder mit Spaß und mit meinen Möglichkeiten und individuellen Zielen trainieren und gelange, ganz langsam, wieder zu stabileren Bewegungsabläufen. Aber, ich schreibe dies im November, es ist ein sehr langer Weg.

Jeder Schritt bewegt sich auf die Heilung zu

Einige 1000 Schritte durch die Bretagne später (war das schön!), checkte ich direkt in Günzburg ein. Alle Vorbereitungen dort gingen in Richtung Nerventransplantation. Das heißt, weil mein Nervus radialis keinerlei Anzeichen von Regeneration gezeigt hatte und die neurologischen Verlaufsmessungen insgesamt eine schlechte Prognose vermuten ließen, ging man davon aus, dass er an einer Stelle eventuell durchbrochen war oder es zu einer größeren Gewebeschädigung gekommen war. Nerventransplantation bedeutet (sehr vereinfacht), man verbindet die durchtrennten Nervenenden mit körpereigenem Nervenmaterial, das aus dem Unterschenkel entnommen wird (man hat zwei OP-Gebiete). Der wiederhergestellte durchgängige Nerv bildet eine „Rinne“ für den nachwachsenden Nerv. Ein Nerv wächst durchschnittlich 1 mm pro Tag. Für die Transplantations-OPs gibt es keine Garantie. Ob die OP gelungen ist, weiß man erst nach vollendetem Wachstum. In meinem Fall hätte das ungefähr zwei Jahre gedauert. Ein Gefühl wie bei Kafka. Am OP-Tag waren Professor Antoniadis und Dr. Brand morgens bei mir: „Nach der OP sprechen wir darüber, was wir gemacht haben“. Noch nie war ich in einer derart offenen Situation, wie im freien Fall. Mental eine sehr …

Die Zeit verstrich, die Schulter heilte, die Hand blieb. Alltag, Trauer und Hoffnung

In den vier Monaten nach dem Unfall war ich viermal beim Neurologen, jedes Mal mit niederschmetternden Ergebnis. Der Nervus Radialis konnte nicht aufgespürt werden, er zeigte keine Aktivität. Deshalb konnte auch in den vom Nervus radialis innervierten Muskeln keine Aktivität gemessen werden. Zehn Wochen nach dem Unfall kam die Vermutung einer größeren axonalen Schädigung auf. Anstatt des Hauchs einer Besserung verschlechterte sich die Diagnose drastisch. Diese Termine waren sehr schwer. Sie dauerten nicht lange, hatten aber jeweils eine große Wirkung auf mich. Der erste geplante neurochirurgische OP-Termin im Mai wurde verschoben, gepaart mit meiner Hoffnung, um diese OP herumzukommen. Wir sind in die Bretagne gefahren. Bilder von einem wilden Meer zogen mich an. Kein Meer, in das ich springen möchte, ich kann es ja nicht. Keine Berge, auf die ich steigen möchte, ich wäre unglücklich, weil ich es nicht schaffe. Aber es gibt einen wunderschönen Küstenwanderweg. Unterwegs, in Chartres, erhielt ich eine E-Mail von Professor Antoniadis: Er empfahl mir dringend die neurochirurgische Operation am 20. Juni. Was bei der Operation gemacht wird, weiß noch niemand. …

Es ist mein größtes Ziel, aus dieser Lage wieder heraus zu kommen – das ist meine Arbeit

Deshalb bin ich sehr aktiv. Niemand kennt meine Situation so gut wie ich selbst. Niemand kennt meine Bedürfnisse wie ich selbst. Nur ich spüre die Entwicklungen, die in meinem Körper vor sich gehen. Ich bin verantwortlich, ich bin zuständig, ich bin hier die Akteurin. Ich suche die Menschen, die mit mir daran arbeiten, dass ich wieder gesund werde. Ich gestalte meine kleine Welt. Um nicht zu zerbrechen, muss ich, was mich belastet, was mir schadet, was mich stresst, ausblenden. Das betrifft Sätze, Räume, Situationen, Filme, Menschen, Themen, Gedanken, Wörter. Konkreter: Der Satz: „Da brauchst du viel Geduld“ – erzeugte nach kürzester Zeit eine Art mentale allergische Reaktion, ich habe dieses Wort aus meinem Wortschatz getilgt. Das Wort „Mut“ ist hier sehr viel wichtiger. „Vielleicht wird es nie wieder gut“ – so etwas darf man nicht denken, es darf auch niemand so etwas ausdrücken, es ist überlebenswichtig, positiv nach vorne zu schauen und alle mentalen Kräfte auf das Lebendige, Gute und Schöne zu richten. Wir sind daran gewöhnt, ziemlich schnell zu leben. Alles was wir tun, …

Handtherapie- Schwerpunktpraxis in Ulm: Mein Rechercheerfolg

Ich wusste nicht, dass die Handtherapie ein Aufgabenbereich innerhalb der Ergotherapie ist. Ich war entsprechend froh, dass mein Physiotherapeut und ich immer so angeregte Gespräche führten, denn dabei kamen wir auf diesen Begriff, der mich schließlich für zehn Behandlungen zur Donaupraxis Hand-in-Hand nach Ulm führte. Dort bekam ich großartige Unterstützung „an die Hand“: Infos und Therapie in den Bereichen Narbenpflege, Faszientherapie, Ultraschall und Gelenk-Beweglichkeit. Mehr dazu unter „Produkte und Hilfen“. Da ich zu diesem Zeitpunkt meine Schulter- Orthese bereits abgelegt hatte, brauchte ich einen Schutz und Unterstützung für meine Hand; das war der Ausgangspunkt meiner Suche gewesen. Bei Frau Haas-Schinzel erhielt ich eine individuell angepasste Radialisschiene, die meiner Hand und dem Handgelenk Stabilität und eine gewisse Aktivität gab, sodass meine rechte Hand wieder über eine eingeschränkte Greiffunktion verfügte. Zudem gelangte ich durch die Fahrten nach Ulm (per Zug, Auto fahren war nicht möglich) wieder zu einer beglückenden Eigenaktivität. Ulm ist eine wunderschöne Stadt.

Vorstellung bei Professor Antoniadis in der Ambulanz der „Sektion periphere Nervenchirurgie“ im BKH Günzburg

Natürlich war ich durch die Schulter- und Nervenverletzung bei allen Tätigkeiten extrem eingeschränkt und brauchte sehr viel Hilfe. Das fühlte sich auf Dauer nicht besonders gut an. Anfang April, ich war bereits sechs Wochen krankgeschrieben, empfing mich der Professor auf Vermittlung meines Operateurs zum Gespräch und zur klinischen Diagnostik. Ab diesem Zeitpunkt drehte sich die Diagnose: Im Vordergrund stand nun eine periphere Nervenverletzung, man nahm an, dass sie in Verbindung mit einer Komplikation während der Schulteroperation stand. Man nennt das eine „iatrogene“ Verletzung. Professor Antoniadis beschrieb das weitere Vorgehen: In den Leitlinien zur Versorgung peripherer Nervenverletzungen wird festgelegt, dass bei ausbleibender Regeneration anhand einer operativen Exploration des Nervus radialis innerhalb von 3-6 Monaten nach dem Trauma, jedoch so früh wie möglich, das weitere Therapiekonzept festgelegt werden sollte. So sollte es bei mir auch durchgeführt werden. Ich erhielt einen Termin zur Wiedervorstellung und bereits einen möglichen Termin zur neurochirurgischen Operation. Zusätzlich verschrieb er mir ein Gerät zur Elektrostimulation der „lahmgelegten“ Muskulatur des Unterarms  , das ich zweimal täglich anlegen sollte, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken. Die Kommunikation …

Nach der OP beginnen die Therapien

Da ich als Lehrerin für Kinder mit Körperbehinderungen mit Therapeutinnen zusammenarbeitete, bringe ich gute Voraussetzungen mit, wenn es darum geht, meine eigenen Belange zu erkennen. Natürlich begann die Physiotherapie sofort nach der Operation noch im Krankenhaus, ich führte sie mit drei wöchentlichen einstündigen Terminen weiter. Dazu kam ein wöchentlicher Termin Myoreflextherapie Myoreflextherapie und ein paar Wochen später begann ich mit Ergotherapie zweimal pro Woche. Hier ging es auf Basis des Bobath-Konzepts um die Erweiterung meiner Schulterbeweglichkeit, um Sensibilitätstraining, und um das Einüben von Bewegungen, die die Regeneration meines Nervs unterstützen sollten. Anfang April war es nach neurologischer Untersuchung klar, dass ich neben dem Knochenbruch unter einer Nervenläsion litt. Ich hatte nach wie vor die Fallhand und eine extreme Schwäche im Unterarm. Der Nervus radialis, der mit zwei weiteren Armnerven die Muskulatur des Armes innerviert, arbeitete nicht. Es kümmerten sich drei Ärzte um mich: Mein Operateur, der mich durch diese schweren Etappen mit durch trug und mir wichtige Termine bei großartigen Ärzten vermittelte, zum Beispiel beim Neurologen. Meine homöopathische Hausärztin, mit deren Hilfe ich die starken Nervenschmerzen …

Ende Februar 2017 hatte ich einen schweren Skiunfall

Mithilfe dieser zehn Artikel erzähle ich dir meine Geschichte in der Kurzversion. Die ausführlichere Geschichte kannst du im Blog nachlesen. Im Februar 2017 hatte ich einen schweren Skiunfall. Die Folge war ein komplizierter Schulterbruch rechts, der Humeruskopf, das ist der Kopf des Oberarmknochens, war in vier Teile gebrochen. Ich wurde operiert, es wurden viele Schrauben und eine Titanplatte eingesetzt. Die Operation ist gut verlaufen, ich hatte einen erstklassigen Operateur, der nur Schultern operiert. Ich war in einer sehr guten Klinik sehr gut aufgehoben. Nach der Operation konnte ich meinen rechten Arm nicht bewegen. Ich konnte den Arm nicht heben und keinerlei Streckbewegung ausführen. Ich hatte eine klassische „Fallhand“, konnte weder das Handgelenk noch die Hand noch die Finger strecken. Zunächst ging man davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Störung der Armnerven handelte, was es bei OPs in diesem Bereich öfter gibt. Doch bei mir war nach einiger Zeit klar, dass es sich um eine Nervenverletzung handeln musste. Man wird es nie erfahren, ob sich die Nervenverletzung beim Unfall oder während der Operation ereignet …