Monate: März 2017

Was ich alles nicht kann

ich kann nicht greifen ich kann nicht schreiben ich kann den Stift nicht halten. ich kann nicht schneiden – Messer und Schere ich kann nicht kochen ich kann nicht Fahrradfahren ich kann nicht Autofahren ich kann keine Knöpfe schließen ich kann keine Schuhe binden ich kann meine Wanderschuhe nicht anziehen ich kann nicht am Schreibtisch sitzen ich kann nicht am PC arbeiten – keine Tastatur ich kann nicht im Garten arbeiten ich kann mein Buch nicht halten ich kann mich nicht konzentrieren ich kann nur mit der linken Hand essen

08.03.2017 Mit der Zeit wird alles besser

Mit der Entscheidung, alleine zu schlafen, wurde es besser. Das kann ich als Rat an alle, die in einer ähnlichen Lage sind, weitergeben. Man kann Licht machen, man kann lesen, und vor allem im Bett liegen bleiben. Es ist gemütlicher und man fühlt sich weniger ausgeliefert. Zudem werden mit der Wundheilung die Schlafphasen etwas länger. Gegen die Nervenschmerzen wollte ich keinesfalls zu Psychopharmaka greifen. Ich bin sehr gut mithilfe meiner Ärztin mit homöopathischer Behandlung zurechtgekommen. Ich habe Hypericum in LM-Potenz genommen.

06.03.2017: Beginn der Therapie

Ich habe mit Physiotherapie, dreimal wöchentlich, und Myoreflextherapie, einmal wöchentlich, begonnen. Diese Termine trugen von Anfang an wichtige Funktionen: Sie ersetzten meine Arbeit; sie gaben mir Struktur; sie brachten mich mit Menschen zusammen, von denen ich mich verstanden fühlte; und natürlich arbeitet man in dieser Zeit intensiv an der Heilung. Ich war insgesamt sehr schwach und fühlte mich krank. Schwäche und Schmerzen zwangen mich dazu, im Moment zu leben. Es flossen viele Tränen. Hier war vor allem die Arbeit meiner Myoreflextherapeutinnen sehr wichtig: Vermeiden von Sekundärschmerzen, Herstellen einer relativen ganzkörperlichen Balance, durchaus auch auf psychischer Ebene mit vielen Gesprächen. Zum Glück konnte ich mich überall hin fahren lassen. Meine Hoffnung, schnell wieder in ein Alltagsleben einzusteigen mit Chor und Italienisch lernen, hat sich sehr schnell zerschlagen.

03.03.2017 Wieder zu Hause

Am Samstag ist der Unfall passiert, am Montag bin ich ins Krankenhaus gegangen und operiert worden, am Freitag war ich nach der Krankenhausentlassung zum ersten Mal beim Neurologen und durfte dann nach Hause. Ich hatte im Krankenhaus furchtbar schlecht geschlafen und freute mich so sehr auf mein Bett. Ich freute mich auf meine Familie und auf alle Abläufe zu Hause. Das Essen war im Krankenhaus total o. k. gewesen, aber natürlich wünschte ich mir sehr, wieder zu Hause zu essen. Alles Dinge, die Vertrautheit und Normalität ausstrahlen. Der Kopf sagt, es wird alles anders sein. Die Emotion und die Gewohnheit suggerieren, es wird alles sein wie immer. Ich bin nach Hause gekommen und habe den Schock des Andersseins erlebt. Alle kümmern sich, es fühlt sich wunderbar an, alle freuen sich, aber es ist nichts, wie es war. Die Nächte waren die reine Hölle. Ich konnte fast nichts alleine. Bei allem brauchte ich Unterstützung. Essen machte keinen Spaß wie sonst, ich konnte es ja nicht selbst kochen. Mit Besteck umgehen, am Tisch sitzen mit der Orthese …

Ende Februar 2017 hatte ich einen schweren Skiunfall

Mithilfe dieser zehn Artikel erzähle ich dir meine Geschichte in der Kurzversion. Die ausführlichere Geschichte kannst du im Blog nachlesen. Im Februar 2017 hatte ich einen schweren Skiunfall. Die Folge war ein komplizierter Schulterbruch rechts, der Humeruskopf, das ist der Kopf des Oberarmknochens, war in vier Teile gebrochen. Ich wurde operiert, es wurden viele Schrauben und eine Titanplatte eingesetzt. Die Operation ist gut verlaufen, ich hatte einen erstklassigen Operateur, der nur Schultern operiert. Ich war in einer sehr guten Klinik sehr gut aufgehoben. Nach der Operation konnte ich meinen rechten Arm nicht bewegen. Ich konnte den Arm nicht heben und keinerlei Streckbewegung ausführen. Ich hatte eine klassische „Fallhand“, konnte weder das Handgelenk noch die Hand noch die Finger strecken. Zunächst ging man davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Störung der Armnerven handelte, was es bei OPs in diesem Bereich öfter gibt. Doch bei mir war nach einiger Zeit klar, dass es sich um eine Nervenverletzung handeln musste. Man wird es nie erfahren, ob sich die Nervenverletzung beim Unfall oder während der Operation ereignet …

Was hat mir noch geholfen?

Ich habe ganz stark den Kontakt „nach draußen“ gesucht, und habe meistens per Textnachricht kommuniziert. Ich wollte den Schreck meiner Freundinnen, meiner Kollegen und meiner Familie nicht so gerne am Telefon erleben, weil ich ja ganz besonders nah am Wasser war. Das galt auch für die späteren Wochen. Sehr schnell habe ich gemerkt, dass ich mit Mitleidsbezeugungen nicht so gut umgehen konnte. Ich möchte viel lieber über meinen Zustand innerhalb einer Normalität und nicht im Mitleidsmodus sprechen. Stark gemacht hat mich auch die Unterstützung und Empathie meines Operateurs, der mich in den ersten Tagen und die gesamten nachfolgenden Wochen und Monate begleitet und mich vor allem zu jeder Zeit ernst genommen hat. Das ist für mich immer noch sehr zentral. Und natürlich mein Mann. Der Allerwichtigste. Ich habe schon im Krankenhaus begonnen, über Therapien nachzudenken und Termine zu planen. Aktiv sein, den Kopf oben halten und weiter gehen.

1. März 2017 Mein Arm!

Am OP-Tag habe ich wohl fast nur geschlafen. Am Tag darauf war ich nur froh, alles überstanden zu haben. Dann habe ich gemerkt, dass ich meinen operierten Arm überhaupt nicht bewegen konnte. Das war ein riesiger Schreck! Der Skiurlaub, der Unfallschock, der Schmerz, das Krankenhaus und ein gelähmter Arm! Das war zu viel. Gefühlt habe ich den ganzen Tag geweint. Ich hatte großes Glück mit dem Krankenhaus, den Ärzten, den Pflegeteams und mit allen Mitarbeitenden. Mir wurde sehr viel Empathie entgegengebracht. Als mein Operateur zur Visite kam, ging er mit meinem Schreck sehr einfühlsam um. Zu dem Zeitpunkt ging man noch davon aus, dass die Armnerven nach der schweren Operation „gereizt“ seien und nach einigen Tagen Erholungszeit wieder arbeiten würden. Der Arm wird von drei Armnerven „versorgt“: Nervus radialis, Nervus ulnaris und Nervus medianus. Diese Nerven innervieren die zugehörige Muskulatur. Bei mir sah es nach kurzem Ausfall der gesamten Armfunktion nach einer Störung des N. radialis aus. Beim Ausfall des Nervus radialis werden die Muskeln, die für die Streckfunktion von Unterarm und Hand zuständig sind, …

Lindsey Vonn

Der junge Assistentsarzt erzählte mir von Lindsey Vonn, die dieselbe Verletzung habe wie ich. Ich muss gestehen, das hatte auf mich schon eine gewisse Wirkung. Schließlich ist Lindsey Vonn Profisportlerin und auch verletzbar. Genauso wie ich. Man kann sich von solchen Vergleichen nichts kaufen, aber alles was irgendwie Trost gibt, ist in dem Moment gut. Es gibt ein Video, in dem Lindsey Vonn über ihren Unfall und die anschließende Rehabilitation berichtet. Dieses Video hat mich in diesen Tagen begleitet und mir immer wieder geholfen. Danke, Lindsey Vonn! http://www.t-online.de/sport/wintersport/ski-alpin/id_80052556/lindsey-vonn-verletzung-war-schwerer-als-bislang-bekannt.html