Vor vielen Monaten – Unfall und Nervenverletzung liegen beinahe zwei Jahre zurück – bat mich Dr. Mosetter, der Begründer der Myoreflextherapie, um einen Beitrag über meine Haltung zur eigenen Heilung.
Nun kann ich darüber sprechen. Meine Heilung ist weit fortgeschritten. Die Innervierung meines verletzten Nervs ist noch in Bewegung. Meine Schulter ist deutlich zentrierter im Schultergelenk, spürbar bei allen Bewegungen. Meine Schulterblätter arbeiten symmetrischer. Es darf gerne noch weitergehen. Doch fühlen sich Bewegungen „normaler“ und alltagstauglicher an.
Ich verstehe auf allen Ebenen, was ich hinter mir habe. Das war ein existentiell bedrohliches Ereignis. Schock, Schmerz, Angst, Schlaflosigkeit. Aus dem Leben katapultiert sein. Die eigene Aktivität auf ein Minimum reduziert. Auf Hilfe angewiesen. Sorge um die Zukunft. Leben ohne Beruf. Das Gefühl des eigenen Verschwindens war immer wieder sehr stark. Wer bin ich noch, wenn ich nichts mehr bewegen kann?
In meiner beruflichen Tätigkeit als Lehrerin für Kinder und Jugendliche mit schwersten Mehrfachbehinderungen stand der Begriff der „Selbstwirksamkeit“ an zentraler Stelle. Plötzlich musste ich nach meiner eigenen Selbstwirksamkeit fragen.
Gott sei Dank, es ist nicht so geblieben. Ich hätte meine Hand, meinen Beruf verlieren können. Ich könnte jetzt noch sehr bewegungseingeschränkt sein. Ich hätte meine Lebensenergie verlieren können.
Ich bin ein sehr glücklicher Mensch.
Was hat geholfen?
Menschen, die mit mir waren. Die meine größte Verzweiflung mitgetragen haben. Die mal mehr, mal weniger Worte gemacht haben. Die an mich geglaubt haben, wenn mir das nicht gelungen ist.
Mein frühes Mantra nach den Geschehnissen: Die Welt ist groß, du wirst einen neuen Platz finden, du wirst andere Dinge finden, die Spaß machen, auch wenn du sie noch nicht kennst. Die Welt ist groß und sie mag dich, sie lässt dich nicht allein.
Die Geschichte von Lindsey Vonn, der US-Skirennläuferin, die nach derselben Nervenverletzung durch Therapie wieder in den Profisport zurückfand.
Menschen, die viel Alltagskram übernommen haben und sich ihre Sorge um mich nicht haben anmerken lassen.
Meine Ärzte, auf die ich mich so sehr verlassen konnte.
Mein Interesse, Wissen und Vertrauen in die Welt der Therapie. Ich fand so eine Mannschaft von hochqualifizierten Helfern in ihren jeweiligen Disziplinen. Aber aufgepasst: Das Auffinden dieser „Mannschaft“ hat sich nicht einfach so ereignet. Ich habe mich leiten lassen, es brauchte dafür viel Spürsinn, Fragen und Gespräche und das Internet glühte zuweilen!
Es ist noch nicht vorbei. Die Rückkehr in die Normalität steht an.