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Zentrale Konzepte der Ergotherapie – Bobath Konzept:

Ich erkläre euch hier, wie ich dieses Konzept auf Ulis periphere Nervenverletzung angewandt habe: Das Bobath Konzept ist eine Behandlungsmethode, die bei zentralen Hirnschädigungen eine wichtige Rolle spielt und in diesem Bereich auch entwickelt wurde. Es geht um die Stellung der Gelenke im Raum, man spricht von Schlüsselpunkten, die in der Summe möglichst nahe an eine normale Bewegung geführt (facilitiert) werden sollen. Für Uli fand ich diese Vorgehensweise interessant, weil sie zum einen starke Kompensationen im Schulterbereich zeigte und sie immer wieder äußerte, sie wisse nicht, wie die Bewegung geht,  die ich verlange. Tatsächlich entstand ein Aha-Effekt, als wir Bewegungen fanden, die Schulter, Ellenbogen und Handgelenk verknüpft haben, wenn am Anfang auch auf ganz niedrigem Niveau und mit sehr viel Unterstützung. Sie  konnte dann zum Ergebnis kommen, dass sich das normal anfühlt. Im Laufe der Monate kamen dann die Mittelhand und die Fingergelenke dazu.  

Was mich als Ergotherapeutin an dieser Geschichte beeindruckt:

Als ich Uli kennengelernt habe, stand noch die große Angst vor einer dauerhaften Schädigung des ganzen Armes im Raum. Obwohl es sich doch „nur“ um eine periphere Schädigung handeln sollte, bot sich ein Bild, das sehr komplex war: Wir kämpften uns von proximal nach distal (von körpernah nach körperfern) von Gelenk zu Gelenk und waren froh, wenn auch nur ein Hauch von Aktivität zu finden war. Beeindruckend war auch das Ausmaß der Kompensation (Schonhaltungen) im gesamten Rumpf. Nach der neurochirurgischen OP im Juni änderte sich das schlagartig, denn plötzlich wurde alles, was wir im Rahmen der Therapie erarbeitet haben, zeitnah auch im Alltag abrufbar. Das hat sich wirklich gelohnt. Trotzdem mussten wir feststellen, dass das Zusammenspiel aller Gelenke Schritt für Schritt erarbeitet werden muss, von einer Spontanheilung kann also keine Rede sein. Heute arbeiten wir also endlich konkret an der Funktionsstellung der Hand und es geht um die Kombination Kraft und Feinmotorik und das auch im freien Raum. Sie muss auch ihr Körpergefühl neu erlernen, die Kompensationen müssen abgebaut werden. Uli ist sehr ausdauernd und …

Training und Arbeit

Das Tolle ist, dass ich nun selbst aktiv arbeiten muss: Ich habe zu Hause einen Pezziball im Wohnzimmer, den nutze ich für Übungen zur Rumpfstabilität und Gleichgewicht. Darauf mache ich auch isometrische Übungen für Arme, Brust und Schulter. In der KGG (Krankengymnastik an Geräten) lerne ich Aufgaben mit Seilzug und Gewichten kennen. Sehr viel Spaß macht mir das Training mit dem 4D-Trainer: In verschiedenen Positionen stehend oder liegend, in Schlingen mit Händen, Armen oder Rumpf gelagert, gegen Widerstand des eigenen Gewichts oder des Materials. Ich profitiere in der KGG von der Kreativität und der riesigen Erfahrung meiner Sporttherapeutin und es ist nicht so, wie die Krankenkasse glaubt: Dass ich hier Übungen einstudieren und danach selbständig trainieren kann. Es gibt so viele Aufgaben, für die ich die individuelle Kontrolle dringend benötige, weil ich durch meine Schädigung nicht die Möglichkeit habe, die richtige Ausführung zu spüren, obwohl ich eine großartige „Spürerin“ bin. Deshalb ist es nicht richtig, dass die Krankenkasse die Anzahl von KGG-Einheiten deckelt und ich vermutlich einen sehr großen Anteil privat finanzieren muss. Aber das …

Die Mühen der Ebene

Nein, es ist noch nicht Zeit für das Happy End! Wer (wie ich) denkt, mit dem stabilen Handgelenk sei ein nie endender Glückszustand erreicht, täuscht sich, leider. Spektakulär, freudig, glücklich – der Zustand, den ich im Herbst erlebt habe, hat sich überlebt. Ein stabiles Handgelenk ist noch weit entfernt von einer funktionierenden Hand. Nein, die Arbeit scheint erst jetzt zu beginnen. Doch das stimmt nicht, denn ich habe ja in den vergangenen Monaten schon einen weiten Weg zurückgelegt. Immer wieder verändert sich die Perspektive und pendelt sich auf einen neuen Fokus ein. Es ist etwas erreicht und sofort eröffnet sich wieder ein riesiges neues Arbeitsfeld. Und jetzt gibt es nicht die „ersten Male“, das „Schau mal, was ich kann!“. Es geht ganz schlicht um Training und Arbeit. So, jetzt geht es los mit dem Erarbeiten von Kraft, Ausdauer, Feinmotorik und der Erweiterung meiner Schulterbeweglichkeit. Außerdem habe ich sehr viel zu tun mit dem Abbau von Schonhaltungen und dem Wiedererwerb einer guten Grundhaltung.

Im September machte ich vier Ärzte (und mich) glücklich

Mein Handgelenk war stabil! Dabei kann ich nicht einmal sagen, wann „es“ passiert ist. Man sieht sich ja auch nicht beim Haare wachsen zu. Irgendwann ging es eben. Dann gab es viele „erste Male“: Mit zwei Besteckteilen essen, mit zwei Händen Haare waschen, mit zwei Händen Gesicht eincremen, rechts die Tasse greifen, … In der KGG habe ich Nordic Walking gelernt und konnte mit beiden Stöcken umgehen. Ende September wurden die Platte und die Schrauben operativ entfernt. Danach hatte ich wieder mit dem langen Schnitt und der Narbe zu tun.

Meine tolle Spracherkennungssoftware!

Als ich spürte, dass all meine Zeitrechnungen für die Dauer meiner Einschränkungen nicht funktionierten, und ich mich besser für eine längere Zeit einrichten sollte, recherchierte ich nach Spracherkennungssoftware. Ich kaufte im Juli „Dragon Professional individual Version 15“ von Nuance. Ich bin sehr froh über diese Investition, auch wenn ich heute, im Dezember, einen Stift in der rechten Hand halten kann und meinen Einkaufszettel schreiben kann, habe ich doch nicht genug Kraft und Fingerfertigkeit für den erweiterten Einsatz, weder auf Papier noch auf der Tastatur. Auch Glückwunschkarten schreibt noch mein Mann. Die ganzen Texte dieses Blogs wären ohne Dragon nicht möglich gewesen, ich habe alles diktiert. Ich redigiere und organisiere von Hand, das wäre alles auch per Sprachbefehl möglich, da Dragon ohne große Einarbeitung wirklich intuitiv funktioniert. Aber ich freue mich ja darüber, beide Hände wieder einsetzen zu können. Gut kann ich mir vorstellen, Dragon wirklich weiter zu benutzen, vor allem bei längeren Texten. Man muss sich anders anpassen, die Abläufe des Verfassens und Redigierens sind bei mir unterschiedlich, wenn ich diktiere oder selbst tippe.

Nach der OP: Therapie, Training und kleine „Zuckerle“

Jede Woche arbeite ich meine Therapie-und Arzttermine ab, manchmal sind es bis zu zehn Einheiten. Ich profitiere dabei sehr, bekomme ich doch individuelle Unterstützung auf allen Ebenen. Mittlerweile habe ich wöchentlich drei Termine Physiotherapie (manuelle Therapie, KG, Elektrotherapie), drei Termine Ergotherapie (Bobath, Spiegel-Therapie, Handtherapie), zwei Termine Krankengymnastik an Geräten (KGG), ein Termin Myoreflextherapie, und in größeren Abständen Osteopathie. Nach dem Abheilen meiner zwei neuen Narben kann ich auch wieder ins Wasser, am liebsten ins Thermalbad. Im warmen Wasser ist jede Bewegung einfacher, ich kann meine Schulter-und Armbeweglichkeit gut trainieren. Ins Wasser nehme ich auch immer mein Bella Bambi zur Narbenpflege mit. Im Thermalbad habe ich einen Aquajogging-Gürtel ausgeliehen. Vor einigen Jahren habe ich dieses intensive, aber sanfte Ganzkörpertraining gelernt, jetzt kann ich die Bewegung wieder nutzen. Ich habe mir einen eigenen Aquajogging-Gürtel gekauft und bin von meinem Modell sehr begeistert, das Material ist sehr dünn, der Auftrieb genau richtig und der Gürtel passt in die Badetasche. Es wurde Sommer und ich konnte ins Freibad gehen. Das war eine große Freude, es war eine einfache Möglichkeit, …

Weitergehen, nach vorne schauen, auf das Gute hoffen

Durch dieses große Glück und das Erleben mentaler Stärke veränderte sich meine Einstellung. Mittlerweile hatte ich in meiner Nähe eine Handtherapeutin gefunden. Die Schiene trug ich nur noch selten, viel lieber hatte ich meinen fantastischen Tapeverband. Termine bei einer tollen Osteopathin habe ich auch bekommen. Ich widmete mich ganz stark meinen Aufgaben aus der Therapie. Weil ich nun mobiler geworden war, spürte ich deutlich eine Veränderung in der Bewegung: Ich war unsicherer geworden, wackeliger, ich fühlte mich sehr schief, ich hatte Schwierigkeiten in der Balance und am ganzen Körper Muskelmasse verloren. Ich war sehr viel zu Fuß unterwegs, aber auf meinen gewohnten Sport und meine Alltagsbewegung hatte ich ja monatelang verzichten müssen. Da erfuhr ich, wieder im Gespräch mit den Therapeuten, dass es „Krankengymnastik an Geräten (KGG)“ auf Rezept gibt. Das war fantastisch. Seit Juli, zunächst zweimal wöchentlich, kann ich wieder mit Spaß und mit meinen Möglichkeiten und individuellen Zielen trainieren und gelange, ganz langsam, wieder zu stabileren Bewegungsabläufen. Aber, ich schreibe dies im November, es ist ein sehr langer Weg.

Individuelle Anpassung der Radialisschiene NeaManex

Wie man im Video (http://therapiezentrum-haas.de/donaupraxis-hand-in-hand-ulm/neatec-film-radialisschiene/)  sehen kann, ist dieNeaManex- Schiene individuell anpassbar. Es ist fantastisch, dass das total schnell geht. Ich war sehr glücklich, dass ich die Schiene sofort anziehen und mitnehmen konnte. Sie war eine wirkliche Bereicherung. Die Handorthese dient der Extension und Stabilisierung der Hand in Dorsalextension. Die Schiene ermöglichte mir zu greifen und sie erlaubte mir, manche Aufgaben zweihändig zu erledigen. Zum Beispiel mit der rechten Hand die Schublade öffnen, mit der linken Hand etwas entnehmen. Natürlich hatte ich durch die Schiene nicht mehr Kraft. Sie hat eine Schonhaltung aufgebrochen und mir insgesamt eine bessere Haltung gegeben. Außerdem bewirkt eine Schiene als Signal an die Außenwelt, sie wurde in jeder Situation registriert und meine Mitmenschen verhielten sich entsprechend vorsichtig. Das ist nicht zu vernachlässigen, alleine die Vorstellung, angerempelt zu werden, war purer Horror. Ich trug die Schiene tagsüber. Man wäscht sie alle paar Tage. Mit zunehmender Stabilität im Handgelenk trug ich sie seltener und verließ mich auf das Tape.

Narben- und Faszientherapie: – Bella Bambi-Massage to go

Frau Haas-Schinzel zeigte mir zudem die Anwendung des „Bella Bambi – Massage to go“. Hier handelt es sich um ein total praktisches Gerät, ein Saugnapf aus Silikon, das sich für die Narbenpflege ebenso wie für die Faszientherapie eignet. Es wirkt durch Unterdruck, steigert die Durchblutung, verbessert den Lymphfluss und fördert die Flexibilität. Im Vergleich zur Faszienrolle kann man dieses kleine Ding überallhin mitnehmen und man kann es sehr feinfühlig und kleinräumig einsetzen, auch an schwer zugänglichen Stellen. Im Wasser ist es auch perfekt! Zudem gibt es drei verschiedene Ausführungen, um es in verschiedenen Intensitäten zu nutzen. Ich bin sehr begeistert von Bella Bambi! Es ist für mich fantastisch, eigenaktiv zu sein. Ich arbeite auf schmerzenden Stellen 10 Minuten lang und spüre danach eine Veränderung.