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Haushalt: Küche – es geht fast nichts!

Haushaltsarbeit wurde bei uns schon immer geteilt, aber natürlich hat dabei jeder seine Spezialaufgaben. Ich konnte im Grunde überhaupt nichts selbstständig.

Meine Radialisschiene stabilisierte meine Hand und mein Handgelenk. Sie ermöglichte mir, manche Aufgaben beidhändig zu erledigen und war somit eine fantastische Erweiterung meiner sehr begrenzten Handfertigkeiten. Ich konnte zum Beispiel mit rechts die Schublade öffnen und mit links etwas entnehmen.

Vor dem Brot wäre ich ohne helfende Hand hungrig geblieben.
Beim Einkaufen scheiterte ich schon am Einkaufszettel, für den ich mit links zu viel Zeit brauchte.
An eine Arbeit in der Küche war nicht zu denken. Ich bin sehr, sehr froh, dass mein Mann und unser Sohn über viele Wochen diese Aufgaben komplett übernommen haben.
Natürlich kann man sich beim Kochen mit Geräten, Hilfsmitteln, rutschfesten Unterlagen behelfen. Auch damit kommt man an seine Grenzen, es gibt ständig Momente, in denen man einfach beide Hände braucht.
Ich glaube, mir wären beim Kochen ständig die Tränen gekommen, weil diese Arbeit so sehr in mein Defizit hineingegangen wäre. Für mich ist Kochen eine wundervolle, kreative Tätigkeit. Lieber habe ich mich komplett rausgehalten (frage die zwei Männer, wie weit ich das hinbekommen habe), als eine Idee zu entwickeln und in jedem Moment zu spüren, was ich alles nicht kann.

Handtherapie- Schwerpunktpraxis in Ulm: Mein Rechercheerfolg

Ich wusste nicht, dass die Handtherapie ein Aufgabenbereich innerhalb der Ergotherapie ist. Ich war entsprechend froh, dass mein Physiotherapeut und ich immer so angeregte Gespräche führten, denn dabei kamen wir auf diesen Begriff, der mich schließlich für zehn Behandlungen zur Donaupraxis Hand-in-Hand nach Ulm führte.

Dort bekam ich großartige Unterstützung „an die Hand“: Infos und Therapie in den Bereichen Narbenpflege, Faszientherapie, Ultraschall und Gelenk-Beweglichkeit. Mehr dazu unter „Produkte und Hilfen“.

Da ich zu diesem Zeitpunkt meine Schulter- Orthese bereits abgelegt hatte, brauchte ich einen Schutz und Unterstützung für meine Hand; das war der Ausgangspunkt meiner Suche gewesen. Bei Frau Haas-Schinzel erhielt ich eine individuell angepasste Radialisschiene, die meiner Hand und dem Handgelenk Stabilität und eine gewisse Aktivität gab, sodass meine rechte Hand wieder über eine eingeschränkte Greiffunktion verfügte.

Zudem gelangte ich durch die Fahrten nach Ulm (per Zug, Auto fahren war nicht möglich) wieder zu einer beglückenden Eigenaktivität. Ulm ist eine wunderschöne Stadt.

Mitte April: Alltag ausprobieren oder: Bloß kein Jogginghosen-Style!

Aber egal: Auch in eingeschränkten Zeiten muss es einen Alltag geben. Es ist wichtig, ganz normale Dinge zu tun und vor allem die, die man gerne macht, die man hin bekommt und die ein gutes Gefühl geben.

In meinen Lieblingsgeschäften habe ich mit Hilfe von tollen empathischen Verkäuferinnen eingekauft. Weil ich Hilfe bekommen habe an Stellen, wo ich sie brauchte, aber nicht mit Mitleid überschüttet worden bin, fühlten sich diese Einkäufe extrem toll an.

Ich habe vorsichtig begonnen, alleine unterwegs zu sein, zunächst spazierengehend. Als die Anfänge klappten,  habe ich meinen Radius erweitert. Ich muss dazu sagen, dass für mich Autofahren oder Fahrradfahren ja nicht möglich ist. Ich musste meine Logistik neu denken, zum Beispiel habe ich eine BahnCard gekauft.

Die konnte ich auch gut gebrauchen, weil ich ab April zehn Termine in einer Handtherapie-Schwerpunktpraxis in Ulm wahrgenommen habe. Dahin brauchte ich mit der Bahn zwei Stunden pro Strecke. Dieser Weg hat sich gelohnt, einerseits natürlich aus therapeutischen Gründen, andererseits konnte ich wieder etwas für mich alleine organisieren. Ulm ist eine tolle Stadt und es war wunderschön und lohnenswert, jeweils einen kleinen Stadtspaziergang dran zu hängen.

Über mich ….

Hallo! Ich bin Uli und ich erzähle dir hier über meine außergewöhnliche Reise.

Bis Februar 2017 unterrichtete ich Kinder mit Behinderungen an einer Schule in Süddeutschland und lebte mein normales 52-jähriges Leben. Durch einen Skiunfall bin ich aus meinem bisherigen Leben heraus geflogen, plötzlich war nichts mehr so wie es war.

Ich brauchte selbst Hilfe.

Ich schreibe diesen Blog, weil …

  • … ich gerne erzähle …
  • … diese Geschichte mit mir zu tun hat…
  • … ich unfreiwillig auf ungemütlichem Terrain landete und mir meinen Weg erst suchen musste …
  • … auf einen Donnerschlag auch viele tolle Momente folgen können …
  • … ich vielleicht damit jemandem Mut machen und helfen kann …
  • … mein Bericht interessant sein kann für Ärzte, Therapeuten, Freundinnen und Freunde, Kollegen und Kolleginnen …

 

 

 

 

Anfang April: Start mit Ergotherapie

Zu dem Zeitpunkt war es nach neurologischer Untersuchung klar, dass ich neben dem Knochenbruch unter einer Nervenverletzung litt. Ich hatte nach wie vor die Fallhand und eine extreme Schwäche im Unterarm. Völlig unklar war der Grund. Ist es beim Unfall passiert, hat der Nerv bei der OP eine Verletzung davon getragen, ist er gar durchgeschnitten worden? Das war nicht zu überprüfen.

Einen Nerv kann man mithilfe eines MRT darstellen, das heißt, man kann den Verlauf verfolgen und eventuelle Verletzungen erkennen. Mit Metall im Körper kann kein MRT erstellt werden, es würde zu Magnetfeldern kommen und es würde Gefahr der Verbrennung bestehen.

Zwei wöchentliche Termine Ergotherapie kamen dazu. Hier ging es auf Basis des Bobath-Konzepts um die Erweiterung meiner Schulterbeweglichkeit, um Sensibilitätstraining, und um das Einüben von Bewegungen, die die Regeneration meines Nervs unterstützen sollten.

April: Recherche Handtherapie

Nach 4 Wochen, kurz nach dem Termin in Günzburg, legte ich die Orthese ab. Wenn ein Körperteil über eine lange Zeit durch eine Orthese in einer bestimmten Lagerung geschützt wird, fühlt man sich nach dem Ablegen der Orthese frei, aber auch nackt und unsicher. Man möchte Normalität, weiß aber auch um die Beschädigung. Ich sollte den Arm nun selbst tragen und spürte ihn als regelloses schweres Anhängsel, unsteuerbar. Die Schulter permanent nach innen rotiert, der Arm seltsam gedreht, das wirkte sich auf meine komplette Bewegung aus. Ich hatte mich immer daran festgehalten, „dass ich ja laufen kann“. Aber so toll war das nicht. Meine Körperhaltung war sehr schief, sehr deutlich sah man es an meinem Ausschnitt, der mir fast über die Schulter rutschte. Dazu kamen Nerven- und Muskelschmerzen. Nicht schön.

Dazu kam der Wunsch, da ich den Arm ja kaum kontrollieren konnte, nach Schutz und guter Lagerung. Ich wünschte mir eine individuell angepasste Orthese. Nur: Wer fertigt die an? Weil ich durch meinen Beruf weiß, wie wichtig in diesem Fall Fachkenntnis und Erfahrung sind, wollte ich keine vorgefertigte Schiene aus dem Sanitätshaus. Meine Recherche brachte mich dazu, unter dem Stichwort „Handtherapie“ zu suchen. So habe ich die Hand-Schwerpunktpraxis „Donaupraxis Hand-in-Hand“ von Sabine Haas-Schinzel in Ulm (Link) gefunden und zudem festgestellt, dass es eine enge Zusammenarbeit mit Professor Antoniadis gibt. Perfekt.

Bis ich soweit war, brauchte ich ein paar Tage der Recherche. Aber umso schneller ging es nach dem ersten Telefonat voran. Es war so toll, ich war bei Menschen gelandet, für die meine Situation nicht erschreckend und mitleidserregend war. Man sprach darüber sachlich und trotzdem empathisch, meine Not, in der ich auch war, wurde erkannt. Schnell bekam ich Termine, wegen meiner langen Fahrzeit bekam ich Doppeltermine.

Vorstellung bei Professor Antoniadis in der Ambulanz der „Sektion periphere Nervenchirurgie“ im BKH Günzburg

Natürlich war ich durch die Schulter- und Nervenverletzung bei allen Tätigkeiten extrem eingeschränkt und brauchte sehr viel Hilfe. Das fühlte sich auf Dauer nicht besonders gut an.

Anfang April, ich war bereits sechs Wochen krankgeschrieben, empfing mich der Professor auf Vermittlung meines Operateurs zum Gespräch und zur klinischen Diagnostik.

Ab diesem Zeitpunkt drehte sich die Diagnose: Im Vordergrund stand nun eine periphere Nervenverletzung, man nahm an, dass sie in Verbindung mit einer Komplikation während der Schulteroperation stand. Man nennt das eine „iatrogene“ Verletzung.

Professor Antoniadis beschrieb das weitere Vorgehen: In den Leitlinien zur Versorgung peripherer Nervenverletzungen wird festgelegt, dass bei ausbleibender Regeneration anhand einer operativen Exploration des Nervus radialis innerhalb von 3-6 Monaten nach dem Trauma, jedoch so früh wie möglich, das weitere Therapiekonzept festgelegt werden sollte. So sollte es bei mir auch durchgeführt werden.

Ich erhielt einen Termin zur Wiedervorstellung und bereits einen möglichen Termin zur neurochirurgischen Operation.

Zusätzlich verschrieb er mir ein Gerät zur Elektrostimulation der „lahmgelegten“ Muskulatur des Unterarms  , das ich zweimal täglich anlegen sollte, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken.

Die Kommunikation mit Professor Antoniadis fand auf Augenhöhe statt. Für mich war sehr angenehm, dass es hier weder um die Gemeinplätze „Geduld“ und „abwarten“ ging, noch gab es mitleidige Blicke im Sinne von „schweres Schicksal“. Mit der Zeit ist das sehr schwer auszuhalten.

05.04.2017 Erster Termin in Günzburg bei Professor Antoniadis, dem „Nervenpapst“

Mit meinen großen Problemen stellte ich mich nach neuer Vermittlung durch meinen Operateur Anfang April in der Ambulanz der „Sektion periphere Nervenchirurgie“ bei Professor Antoniadis im MKH Günzburg vor.

Seit über vierzig Jahren werden in der Neurochirurgie Günzburg Eingriffe an peripheren Nerven durchgeführt. Auf Grund der hohen Expertise gilt die Klinik als Referenzzentrum für das ganze Bundesgebiet.
Mit über 500 Eingriffen an peripheren Nerven jährlich ist die Klinik eine der größten unter allen universitären und kommunalen Häusern in Deutschland. Durch die Gründung der Sektion werden Patienten mit Kompressionssyndromen, traumatischen Nerven- und Plexus brachialis Läsionen als auch Nerventumoren effektiver diagnostiziert und behandelt.

In seinem sehr kleinen netten Büro, keinerlei Apparate, ein Schreibtisch, zwei Stühle, Regale, eine Liege, empfing mich der Professor zum Gespräch und zur klinischen Diagnostik.

Die Fahrt nach Günzburg lohnte sich. Ich fühlte mich in der ambulanten Sprechstunde sehr gut aufgehoben. Ich erhielt ein Ergotherapie-Rezept und eine Verordnung über ein Gerät zur Elektrostimulation meiner „lahmgelegten“Unterarm-Muskulatur.

Nach der OP beginnen die Therapien

Da ich als Lehrerin für Kinder mit Körperbehinderungen mit Therapeutinnen zusammenarbeitete, bringe ich gute Voraussetzungen mit, wenn es darum geht, meine eigenen Belange zu erkennen. Natürlich begann die Physiotherapie sofort nach der Operation noch im Krankenhaus, ich führte sie mit drei wöchentlichen einstündigen Terminen weiter. Dazu kam ein wöchentlicher Termin Myoreflextherapie Myoreflextherapie und ein paar Wochen später begann ich mit Ergotherapie zweimal pro Woche. Hier ging es auf Basis des Bobath-Konzepts um die Erweiterung meiner Schulterbeweglichkeit, um Sensibilitätstraining, und um das Einüben von Bewegungen, die die Regeneration meines Nervs unterstützen sollten.

Anfang April war es nach neurologischer Untersuchung klar, dass ich neben dem Knochenbruch unter einer Nervenläsion litt. Ich hatte nach wie vor die Fallhand und eine extreme Schwäche im Unterarm. Der Nervus radialis, der mit zwei weiteren Armnerven die Muskulatur des Armes innerviert, arbeitete nicht.

Es kümmerten sich drei Ärzte um mich: Mein Operateur, der mich durch diese schweren Etappen mit durch trug und mir wichtige Termine bei großartigen Ärzten vermittelte, zum Beispiel beim Neurologen. Meine homöopathische Hausärztin, mit deren Hilfe ich die starken Nervenschmerzen in den Griff bekommen habe.

Was ich alles nicht kann

  • ich kann nicht greifen
  • ich kann nicht schreiben
  • ich kann den Stift nicht halten.
  • ich kann nicht schneiden – Messer und Schere
  • ich kann nicht kochen
  • ich kann nicht Fahrradfahren
  • ich kann nicht Autofahren
  • ich kann keine Knöpfe schließen
  • ich kann keine Schuhe binden
  • ich kann meine Wanderschuhe nicht anziehen
  • ich kann nicht am Schreibtisch sitzen
  • ich kann nicht am PC arbeiten – keine Tastatur
  • ich kann nicht im Garten arbeiten
  • ich kann mein Buch nicht halten
  • ich kann mich nicht konzentrieren
  • ich kann nur mit der linken Hand essen