Autor: Uli

Nach der OP: Therapie, Training und kleine „Zuckerle“

Jede Woche arbeite ich meine Therapie-und Arzttermine ab, manchmal sind es bis zu zehn Einheiten. Ich profitiere dabei sehr, bekomme ich doch individuelle Unterstützung auf allen Ebenen. Mittlerweile habe ich wöchentlich drei Termine Physiotherapie (manuelle Therapie, KG, Elektrotherapie), drei Termine Ergotherapie (Bobath, Spiegel-Therapie, Handtherapie), zwei Termine Krankengymnastik an Geräten (KGG), ein Termin Myoreflextherapie, und in größeren Abständen Osteopathie. Nach dem Abheilen meiner zwei neuen Narben kann ich auch wieder ins Wasser, am liebsten ins Thermalbad. Im warmen Wasser ist jede Bewegung einfacher, ich kann meine Schulter-und Armbeweglichkeit gut trainieren. Ins Wasser nehme ich auch immer mein Bella Bambi zur Narbenpflege mit. Im Thermalbad habe ich einen Aquajogging-Gürtel ausgeliehen. Vor einigen Jahren habe ich dieses intensive, aber sanfte Ganzkörpertraining gelernt, jetzt kann ich die Bewegung wieder nutzen. Ich habe mir einen eigenen Aquajogging-Gürtel gekauft und bin von meinem Modell sehr begeistert, das Material ist sehr dünn, der Auftrieb genau richtig und der Gürtel passt in die Badetasche. Es wurde Sommer und ich konnte ins Freibad gehen. Das war eine große Freude, es war eine einfache Möglichkeit, …

Weitergehen, nach vorne schauen, auf das Gute hoffen

Durch dieses große Glück und das Erleben mentaler Stärke veränderte sich meine Einstellung. Mittlerweile hatte ich in meiner Nähe eine Handtherapeutin gefunden. Die Schiene trug ich nur noch selten, viel lieber hatte ich meinen fantastischen Tapeverband. Termine bei einer tollen Osteopathin habe ich auch bekommen. Ich widmete mich ganz stark meinen Aufgaben aus der Therapie. Weil ich nun mobiler geworden war, spürte ich deutlich eine Veränderung in der Bewegung: Ich war unsicherer geworden, wackeliger, ich fühlte mich sehr schief, ich hatte Schwierigkeiten in der Balance und am ganzen Körper Muskelmasse verloren. Ich war sehr viel zu Fuß unterwegs, aber auf meinen gewohnten Sport und meine Alltagsbewegung hatte ich ja monatelang verzichten müssen. Da erfuhr ich, wieder im Gespräch mit den Therapeuten, dass es „Krankengymnastik an Geräten (KGG)“ auf Rezept gibt. Das war fantastisch. Seit Juli, zunächst zweimal wöchentlich, kann ich wieder mit Spaß und mit meinen Möglichkeiten und individuellen Zielen trainieren und gelange, ganz langsam, wieder zu stabileren Bewegungsabläufen. Aber, ich schreibe dies im November, es ist ein sehr langer Weg.

Jeder Schritt bewegt sich auf die Heilung zu

Einige 1000 Schritte durch die Bretagne später (war das schön!), checkte ich direkt in Günzburg ein. Alle Vorbereitungen dort gingen in Richtung Nerventransplantation. Das heißt, weil mein Nervus radialis keinerlei Anzeichen von Regeneration gezeigt hatte und die neurologischen Verlaufsmessungen insgesamt eine schlechte Prognose vermuten ließen, ging man davon aus, dass er an einer Stelle eventuell durchbrochen war oder es zu einer größeren Gewebeschädigung gekommen war. Nerventransplantation bedeutet (sehr vereinfacht), man verbindet die durchtrennten Nervenenden mit körpereigenem Nervenmaterial, das aus dem Unterschenkel entnommen wird (man hat zwei OP-Gebiete). Der wiederhergestellte durchgängige Nerv bildet eine „Rinne“ für den nachwachsenden Nerv. Ein Nerv wächst durchschnittlich 1 mm pro Tag. Für die Transplantations-OPs gibt es keine Garantie. Ob die OP gelungen ist, weiß man erst nach vollendetem Wachstum. In meinem Fall hätte das ungefähr zwei Jahre gedauert. Ein Gefühl wie bei Kafka. Am OP-Tag waren Professor Antoniadis und Dr. Brand morgens bei mir: „Nach der OP sprechen wir darüber, was wir gemacht haben“. Noch nie war ich in einer derart offenen Situation, wie im freien Fall. Mental eine sehr …

Früh auf dem Meer

Der bretonische Küstenwanderweg bot genau die richtige Herausforderung. Das Meer war nicht wild, aber es gab mir jeden Tag das Bild von Größe und Unermesslichkeit. Wir haben die Gelegenheit ergriffen, mit unserem Vermieter frühmorgens bei Dunkelheit zum Fischen zu gehen. Auf dem dunklen, wackeligen Meer, mit nur einer Hand, auf einem eher kleinen Motorboot, kalt. Mir wurde kein bisschen schlecht, ich hatte keinen Moment Angst.

Bald ist die OP!

In Chartres habe ich eine Mail von Professor Antoniadis erhalten: Die neurochirurgische Operation soll am 20. Juni sein. Das bedeutet, dass unser Urlaub zehn Tage lang ist (ich hatte auf eine längere Dauer gepokert), wir sonntags heimkommen, ich montags in die Klinik gehe und am Dienstag operiert werde. Die Kathedrale von Chartres hatte eine tiefe Wirkung auf mich. Dieses Gebäude ist so alt, es ist ein komplettes Bauwerk der Hochgotik, es ist nie zerstört worden und vermittelt eine außergewöhnliche Atmosphäre. Es war wunderschön in der Bretagne, herrlichstes Wetter, warm, und sehr lange Tage.

In Paimpol

Wir entschieden uns für die Bretagne und mieteten ein Haus am Meer in der Nord-Bretagne bei Paimpol. Am besten: Der Vermieter bietet Kontakt zu einem Masseur an. Ich machte mir nämlich Sorgen, wie es ist, wenn ich fast zwei Wochen keine Therapie habe. Die Strecke dahin ist zwar weit, aber wir fuhren mit dem Auto mit einer Zwischenübernachtung in Chartres. Unterwegs sein ist so toll, es ist eine herrliche Ablenkung.

Urlaub in der Bretagne

Es war so klar: Wir wollen unbedingt weg fahren, bald sind Pfingstferien. Was ist möglich? Was macht Spaß? Mein Kopf beschäftigt sich sehr gerne mit Reisethemen, Bilder von einem wilden Meer ziehen mich an. Cornwall wäre toll, der Küstenwanderweg. Aber ich sehe, der Weg ist schmal, steil, da sind die Klippen. Nein, das ist es nicht. Sonst irgendwo in Südengland?  

Die Zeit verstrich, die Schulter heilte, die Hand blieb. Alltag, Trauer und Hoffnung

In den vier Monaten nach dem Unfall war ich viermal beim Neurologen, jedes Mal mit niederschmetternden Ergebnis. Der Nervus Radialis konnte nicht aufgespürt werden, er zeigte keine Aktivität. Deshalb konnte auch in den vom Nervus radialis innervierten Muskeln keine Aktivität gemessen werden. Zehn Wochen nach dem Unfall kam die Vermutung einer größeren axonalen Schädigung auf. Anstatt des Hauchs einer Besserung verschlechterte sich die Diagnose drastisch. Diese Termine waren sehr schwer. Sie dauerten nicht lange, hatten aber jeweils eine große Wirkung auf mich. Der erste geplante neurochirurgische OP-Termin im Mai wurde verschoben, gepaart mit meiner Hoffnung, um diese OP herumzukommen. Wir sind in die Bretagne gefahren. Bilder von einem wilden Meer zogen mich an. Kein Meer, in das ich springen möchte, ich kann es ja nicht. Keine Berge, auf die ich steigen möchte, ich wäre unglücklich, weil ich es nicht schaffe. Aber es gibt einen wunderschönen Küstenwanderweg. Unterwegs, in Chartres, erhielt ich eine E-Mail von Professor Antoniadis: Er empfahl mir dringend die neurochirurgische Operation am 20. Juni. Was bei der Operation gemacht wird, weiß noch niemand. …

Individuelle Anpassung der Radialisschiene NeaManex

Wie man im Video (http://therapiezentrum-haas.de/donaupraxis-hand-in-hand-ulm/neatec-film-radialisschiene/)  sehen kann, ist dieNeaManex- Schiene individuell anpassbar. Es ist fantastisch, dass das total schnell geht. Ich war sehr glücklich, dass ich die Schiene sofort anziehen und mitnehmen konnte. Sie war eine wirkliche Bereicherung. Die Handorthese dient der Extension und Stabilisierung der Hand in Dorsalextension. Die Schiene ermöglichte mir zu greifen und sie erlaubte mir, manche Aufgaben zweihändig zu erledigen. Zum Beispiel mit der rechten Hand die Schublade öffnen, mit der linken Hand etwas entnehmen. Natürlich hatte ich durch die Schiene nicht mehr Kraft. Sie hat eine Schonhaltung aufgebrochen und mir insgesamt eine bessere Haltung gegeben. Außerdem bewirkt eine Schiene als Signal an die Außenwelt, sie wurde in jeder Situation registriert und meine Mitmenschen verhielten sich entsprechend vorsichtig. Das ist nicht zu vernachlässigen, alleine die Vorstellung, angerempelt zu werden, war purer Horror. Ich trug die Schiene tagsüber. Man wäscht sie alle paar Tage. Mit zunehmender Stabilität im Handgelenk trug ich sie seltener und verließ mich auf das Tape.

Narben- und Faszientherapie: – Bella Bambi-Massage to go

Frau Haas-Schinzel zeigte mir zudem die Anwendung des „Bella Bambi – Massage to go“. Hier handelt es sich um ein total praktisches Gerät, ein Saugnapf aus Silikon, das sich für die Narbenpflege ebenso wie für die Faszientherapie eignet. Es wirkt durch Unterdruck, steigert die Durchblutung, verbessert den Lymphfluss und fördert die Flexibilität. Im Vergleich zur Faszienrolle kann man dieses kleine Ding überallhin mitnehmen und man kann es sehr feinfühlig und kleinräumig einsetzen, auch an schwer zugänglichen Stellen. Im Wasser ist es auch perfekt! Zudem gibt es drei verschiedene Ausführungen, um es in verschiedenen Intensitäten zu nutzen. Ich bin sehr begeistert von Bella Bambi! Es ist für mich fantastisch, eigenaktiv zu sein. Ich arbeite auf schmerzenden Stellen 10 Minuten lang und spüre danach eine Veränderung.