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Leben ohne Arbeit

Ich bin mit meinem Beruf sehr eng verbunden und habe immer gearbeitet. Meine Arbeit gibt mir Struktur, Rhythmus, Stabilität und Sinn. Ich habe meine Arbeit immer sehr mit meinem Leben verbunden. Mit dem Unfall und der Nervenverletzung bin ich aus meinem bisherigen Leben herausgefallen.

Ende April: Ausgehen

Wir waren mit Freunden im Restaurant eingeladen. Ich hatte in der Handtherapie-Praxis einen beeindruckenden Tapeverband bekommen. Es war wie Zauberei: ich hatte mich schon daran gewöhnt, dass ich es im Restaurant wenig länger als eine Stunde aushalten kann, ich konnte dann nicht mehr sitzen. Mit dem Tape blieb es 5 Stunden lang lustig.

Kurzurlaub ins Allgäu

Fünf Tage Tapetenwechsel, Abstand, Reisealltag ausprobieren. Zwei Monate nach dem Unfall fuhren mein Mann und ich ins Allgäu. Ich testete alles Mögliche, und vieles funktionierte, manches funktionierte nicht. Ich schaffte es, zwei Stunden bergauf zu wandern, in die Sauna und in die Therme zu gehen und mit Genuss im Restaurant zu sitzen. Die Schiene half mir dabei sehr. Es gelang eher, aus meiner nach innen gedrehten Schonhaltung herauszukommen und das Gewicht des Armes schien nicht so schwer.

Haushalt: Putzen

Durchaus gab es in Haushaltsthemen auch Stressphasen. Es war immer wieder die Überlegung, ob wir eine Haushaltshilfe engagieren. Aber glücklicherweise arbeitet bei uns schon lange eine Putzhilfe, die sehr umsichtig die wirklich wichtigen Dinge übernahm, manchmal länger bleiben konnte, und uns die ganze Bügelwäsche abnahm. Weil es mir oft wirklich schlecht ging, wollte ich keine fremde Person im Haus haben, man muss abwägen. Mir war es zu kompliziert, jemandem, die mich nicht kennt, Aufgaben und Abläufe zu erklären und zu übertragen.

Haushalt: Küche – es geht fast nichts!

Haushaltsarbeit wurde bei uns schon immer geteilt, aber natürlich hat dabei jeder seine Spezialaufgaben. Ich konnte im Grunde überhaupt nichts selbstständig. Meine Radialisschiene stabilisierte meine Hand und mein Handgelenk. Sie ermöglichte mir, manche Aufgaben beidhändig zu erledigen und war somit eine fantastische Erweiterung meiner sehr begrenzten Handfertigkeiten. Ich konnte zum Beispiel mit rechts die Schublade öffnen und mit links etwas entnehmen. Vor dem Brot wäre ich ohne helfende Hand hungrig geblieben. Beim Einkaufen scheiterte ich schon am Einkaufszettel, für den ich mit links zu viel Zeit brauchte. An eine Arbeit in der Küche war nicht zu denken. Ich bin sehr, sehr froh, dass mein Mann und unser Sohn über viele Wochen diese Aufgaben komplett übernommen haben. Natürlich kann man sich beim Kochen mit Geräten, Hilfsmitteln, rutschfesten Unterlagen behelfen. Auch damit kommt man an seine Grenzen, es gibt ständig Momente, in denen man einfach beide Hände braucht. Ich glaube, mir wären beim Kochen ständig die Tränen gekommen, weil diese Arbeit so sehr in mein Defizit hineingegangen wäre. Für mich ist Kochen eine wundervolle, kreative Tätigkeit. Lieber …

Handtherapie- Schwerpunktpraxis in Ulm: Mein Rechercheerfolg

Ich wusste nicht, dass die Handtherapie ein Aufgabenbereich innerhalb der Ergotherapie ist. Ich war entsprechend froh, dass mein Physiotherapeut und ich immer so angeregte Gespräche führten, denn dabei kamen wir auf diesen Begriff, der mich schließlich für zehn Behandlungen zur Donaupraxis Hand-in-Hand nach Ulm führte. Dort bekam ich großartige Unterstützung „an die Hand“: Infos und Therapie in den Bereichen Narbenpflege, Faszientherapie, Ultraschall und Gelenk-Beweglichkeit. Mehr dazu unter „Produkte und Hilfen“. Da ich zu diesem Zeitpunkt meine Schulter- Orthese bereits abgelegt hatte, brauchte ich einen Schutz und Unterstützung für meine Hand; das war der Ausgangspunkt meiner Suche gewesen. Bei Frau Haas-Schinzel erhielt ich eine individuell angepasste Radialisschiene, die meiner Hand und dem Handgelenk Stabilität und eine gewisse Aktivität gab, sodass meine rechte Hand wieder über eine eingeschränkte Greiffunktion verfügte. Zudem gelangte ich durch die Fahrten nach Ulm (per Zug, Auto fahren war nicht möglich) wieder zu einer beglückenden Eigenaktivität. Ulm ist eine wunderschöne Stadt.

Mitte April: Alltag ausprobieren oder: Bloß kein Jogginghosen-Style!

Aber egal: Auch in eingeschränkten Zeiten muss es einen Alltag geben. Es ist wichtig, ganz normale Dinge zu tun und vor allem die, die man gerne macht, die man hin bekommt und die ein gutes Gefühl geben. In meinen Lieblingsgeschäften habe ich mit Hilfe von tollen empathischen Verkäuferinnen eingekauft. Weil ich Hilfe bekommen habe an Stellen, wo ich sie brauchte, aber nicht mit Mitleid überschüttet worden bin, fühlten sich diese Einkäufe extrem toll an. Ich habe vorsichtig begonnen, alleine unterwegs zu sein, zunächst spazierengehend. Als die Anfänge klappten,  habe ich meinen Radius erweitert. Ich muss dazu sagen, dass für mich Autofahren oder Fahrradfahren ja nicht möglich ist. Ich musste meine Logistik neu denken, zum Beispiel habe ich eine BahnCard gekauft. Die konnte ich auch gut gebrauchen, weil ich ab April zehn Termine in einer Handtherapie-Schwerpunktpraxis in Ulm wahrgenommen habe. Dahin brauchte ich mit der Bahn zwei Stunden pro Strecke. Dieser Weg hat sich gelohnt, einerseits natürlich aus therapeutischen Gründen, andererseits konnte ich wieder etwas für mich alleine organisieren. Ulm ist eine tolle Stadt und es …

Über mich ….

Hallo! Ich bin Uli und ich erzähle dir hier über meine außergewöhnliche Reise. Bis Februar 2017 unterrichtete ich Kinder mit Behinderungen an einer Schule in Süddeutschland und lebte mein normales 52-jähriges Leben. Durch einen Skiunfall bin ich aus meinem bisherigen Leben heraus geflogen, plötzlich war nichts mehr so wie es war. Ich brauchte selbst Hilfe. Ich schreibe diesen Blog, weil … … ich gerne erzähle … … diese Geschichte mit mir zu tun hat… … ich unfreiwillig auf ungemütlichem Terrain landete und mir meinen Weg erst suchen musste … … auf einen Donnerschlag auch viele tolle Momente folgen können … … ich vielleicht damit jemandem Mut machen und helfen kann … … mein Bericht interessant sein kann für Ärzte, Therapeuten, Freundinnen und Freunde, Kollegen und Kolleginnen …        

April: Recherche Handtherapie

Nach 4 Wochen, kurz nach dem Termin in Günzburg, legte ich die Orthese ab. Wenn ein Körperteil über eine lange Zeit durch eine Orthese in einer bestimmten Lagerung geschützt wird, fühlt man sich nach dem Ablegen der Orthese frei, aber auch nackt und unsicher. Man möchte Normalität, weiß aber auch um die Beschädigung. Ich sollte den Arm nun selbst tragen und spürte ihn als regelloses schweres Anhängsel, unsteuerbar. Die Schulter permanent nach innen rotiert, der Arm seltsam gedreht, das wirkte sich auf meine komplette Bewegung aus. Ich hatte mich immer daran festgehalten, „dass ich ja laufen kann“. Aber so toll war das nicht. Meine Körperhaltung war sehr schief, sehr deutlich sah man es an meinem Ausschnitt, der mir fast über die Schulter rutschte. Dazu kamen Nerven- und Muskelschmerzen. Nicht schön. Dazu kam der Wunsch, da ich den Arm ja kaum kontrollieren konnte, nach Schutz und guter Lagerung. Ich wünschte mir eine individuell angepasste Orthese. Nur: Wer fertigt die an? Weil ich durch meinen Beruf weiß, wie wichtig in diesem Fall Fachkenntnis und Erfahrung sind, wollte …

Was ich alles nicht kann

ich kann nicht greifen ich kann nicht schreiben ich kann den Stift nicht halten. ich kann nicht schneiden – Messer und Schere ich kann nicht kochen ich kann nicht Fahrradfahren ich kann nicht Autofahren ich kann keine Knöpfe schließen ich kann keine Schuhe binden ich kann meine Wanderschuhe nicht anziehen ich kann nicht am Schreibtisch sitzen ich kann nicht am PC arbeiten – keine Tastatur ich kann nicht im Garten arbeiten ich kann mein Buch nicht halten ich kann mich nicht konzentrieren ich kann nur mit der linken Hand essen